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Aufklärung

Immunglobulin-Therapie: Ersatztherapie bei Immundefekten

Die Immunglobulin-Therapie ist ein zentraler Bestandteil der medizinischen Behandlung für Patient*innen mit Immundefekten. In diesem Artikel informieren wir über die Mechanismen der Immunglobulin-Therapie, ihre Anwendungsgebiete, die unterschiedlichen Verabreichungsformen und möglichen Nebenwirkungen.

Patienten wir eine Infusion überreicht

Inhalt: 

Was ist eine Immunglobulin-Therapie?

Bei der Immunglobulin-Therapie werden hochgereinigte Immunglobuline zugeführt, die aus dem Plasma gesunder Spender*innen gewonnen werden. Blutplasma bezeichnet den flüssigen, nicht-zellulären Bestandteil des Blutes, der etwa 90 % Wasser und 10 % darin gelöste Substanzen enthält. Ein Immunglobulin (Ig) ist ein von Plasmazellen produziertes Protein, das als Antikörper im Immunsystem wirkt. 

Die Therapie stärkt die Abwehrkräfte des Körpers gegen Infektionen und spielt eine entscheidende Rolle in der Therapie von Erkrankungen, die mit einem Mangel an Antikörpern einhergehen. Die Dauer variiert je nach Art des Immundefekts. Bei angeborenen Immundefekten kann die Behandlung ein Leben lang notwendig sein. 

Wirkweise der Immunglobulin-Therapie

Die therapeutischen Antikörper entfalten ihre Wirkung über mehrere komplexe Mechanismen. Sie können direkt an Krankheitserreger oder pathogene Zellen binden und diese neutralisieren, indem sie deren Anhaftung an Körperzellen verhindern oder ihre Aktivität blockieren. 

Zusätzlich stimulieren Immunglobuline das Immunsystem, indem sie Abwehrzellen aktivieren und deren Funktionen verstärken. Bei Autoimmunerkrankungen können sie durch Bindung an Entzündungsmediatoren und Immunzellen die Überreaktion des Immunsystems dämpfen und so Gewebeschäden reduzieren.

Anwendungsgebiete der Immunglobulin-Therapie

Die Gabe von Immunglobulinen spielt besonders eine Rolle bei:

  1. Angeborenen Immundefekten: Patient*innen mit genetisch bedingten Defekten des Immunsystems profitieren von dieser Therapieform, da sie die benötigten Antikörper erhalten, die ihr Körper nicht selbst produziert. Es gibt zwischen 300 und 500 verschiedene Immundefekte, einige davon sind sehr selten. Ein Beispiel für angeborene seltenen Immundefekte ist die sogenannte Bruton-Krankheit, bei der das Immunsystem keine oder nur sehr wenige Antikörper produziert, was zu häufigen Infektionen führt.
  2. Erworbenen Immundefekten: Bei Immundefiziten aufgrund von Krankheiten wie HIV oder nach Transplantationen hilft die Behandlung mit Immunglobulinen, das Immunsystem zu unterstützen.
  3. Autoimmunerkrankungen: Bei Erkrankungen, bei denen das eigene Immunsystem körpereigene Zellen angreift, können Immunglobuline helfen, überaktive Immunreaktionen zu regulieren. Ein Beispiel für Autoimmunerkrankungen ist die idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP), bei der das Immunsystem die eigenen Blutplättchen angreift, was zu erhöhter Blutungsneigung führt.

Formen der Verabreichung

Es gibt zwei Formen der Immunglobulin-Therapie:

  • Intravenöse Infusion (IVIG): Die intravenöse Infusion ist eine Methode, bei der die Infusionslösung mithilfe einer Kanüle oder eines Venenkatheters direkt in eine Vene verabreicht wird. Diese wird unter medizinischer Aufsicht durchgeführt und ist besonders für akute Behandlungen geeignet.
  • Subkutane Therapie (SCIG): Bei der subkutanen Infusionstherapie erfolgt die kontrollierte und kontinuierliche Medikamentenabgabe mithilfe einer tragbaren Minipumpe in das Unterhautfettgewebe (z.B. in die Bauchdecke). Diese ermöglicht eine selbstständige Behandlung zu Hause und damit viel Unabhängigkeit für Patient*innen.

Unterstützung durch OMT bei der subkutanen Infusionstherapie

OMT GmbH & Co. KG optimal medical therapies, unser Tochterunternehmen, unterstützt Patient*innen bei der subkutanen Infusionstherapie mit Immunglobulinen. Diese Therapie kann nach einer entsprechenden Schulung eigenständig zu Hause durchgeführt werden und bietet so mehr Flexibilität und Unabhängigkeit im Alltag. Zudem sorgt OMT durch begleitende Schulungen und den technischen Service dafür, dass Patient*innen und ihre Angehörigen umfassend auf die Anwendung vorbereitet sind und bei Bedarf jederzeit Unterstützung erhalten können​.

Immunglobuline und Nebenwirkungen

Die Immunglobulin-Therapie gilt allgemein als gut verträglich. Trotz ihrer Wirksamkeit können Immunglobuline jedoch Nebenwirkungen erzeugen. Diese können sowohl bei der Gabe von Immunglobulinen als auch danach auftreten.

Nebenwirkungen der intravenösen Immunglobulin-Therapie

Bei der intravenösen Verabreichung von Immunglobulinen wird eine größere Menge in einer einzelnen Therapiesitzung verabreicht. Wird die Infusionsgeschwindigkeit zu hoch gewählt, können Nebenwirkungen auftreten. Daher ist eine sorgfältige Anpassung der Infusionsrate erforderlich, die von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt überwacht wird.

Die Nebenwirkungen können sein:

  • Müdigkeit
  • Blutdruckschwankungen
  • Kreislaufprobleme
  • Schwindel
  • in seltenen Fällen anaphylaktischer Schock
  • Fieber
  • Übelkeit
  • Niedriger Blutdruck
  • Schüttelfrost

Nebenwirkungen der subkutanen Immunglobulintherapie

Die subkutane Heimtherapie wird nach einer Eingewöhnungszeit zunehmend besser vertragen. Da hierbei eine kleine Menge des Präparats direkt unter die Haut injiziert wird, treten Nebenwirkungen in der Regel lokal an der Injektionsstelle auf, im Gegensatz zu systemischen Nebenwirkungen der intravenösen Therapie.

Normale und mögliche Nebenwirkungen sind:

  • Hautrötungen
  • Leichte Schwellungen durch das injizierte Präparat unter der Haut

Die Immunglobulin-Therapie bietet jedoch vielversprechende Erfolgschancen, insbesondere bei einer frühzeitigen Diagnose und einem rechtzeitigen Therapiebeginn. Sie reduziert die Häufigkeit von Infektionen deutlich und trägt so zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität bei.

*Hinweis: Der Artikel stellt keinen medizinischen Rat dar und dient ausschließlich zur neutralen Information von Interessierten. Bei Verdacht auf eine Erkrankung oder bei Fragen wende dich bitte an medizinisches Fachpersonal.*