Stress in der Pflege: Ursachen kennen, Stressoren managen
In der Pflege zu arbeiten, ist erfüllend, aber auch fordernd. Während die Nähe zu Menschen und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, den Pflegeberuf attraktiv machen, können das hohe Arbeitsaufkommen und atypische Arbeitszeiten zur Belastung werden. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf das Thema Stress in Pflegeberufen. Welche Ursachen gibt es? Was können Pflegekräfte zur Stressbewältigung tun und wie lässt sich Stress im Pflegealltag vermeiden?
Inhalt:
Was sind typische Stressoren in der Pflege
Im Gesundheitswesen und insbesondere im Bereich der Pflege sind Beschäftigte verschiedenen Stressfaktoren – sogenannter Stressoren – ausgesetzt. Diese können:
- körperlicher (z.B. Krankheitserreger)
- physikalischer (z.B. Lärm, Gerüche) oder
- sozialer (zwischenmenschliche Konflikte)
Natur sein. Darüber hinaus wird Stress in der Pflege häufig auch durch Leistungsstressoren ausgelöst. Pflegende betreuen nicht nur ihre Patient*innen, sie übernehmen auch administrative Aufgaben. Dazu zählen beispielsweise das Führen von Pflegeprotokollen oder die Dokumentation der Medikamentengabe.
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Stress in der Pflege: Beispiele aus der Praxis
Der Pflegeberuf erfordert körperliche Fitness und mentale Stärke. Ein wichtiger Indikator hierfür ist der Personalschlüssel. Er zeigt das Verhältnis von Pflegenden zu Pflegebedürftigen auf. Ist er knapp bemessen, betreuen Pflegende eine große Anzahl an Personen. Entsprechend gering ist die Zeit, die ihnen pro Patient*in für Pflegemaßnahmen (z.B. Waschen, Anziehen) und weiteren Zuwendungen zur Verfügung steht.
Darüber hinaus sind Pflegekräfte häufig mit Ausnahmesituationen wie beispielsweise medizinischen Notfällen konfrontiert. Der Umgang damit erfordert Resilienz. Zusätzlich ist Empathie gefragt, um für besorgte sowie trauernde Angehörigen kompetente Ansprechpartner*innen zu sein.
Auslöser für Stress in Pflegeberufen können auch die Arbeitszeiten sein. Pflegebedürftige benötigen rund um die Uhr Hilfe – an 365 Tagen im Jahr. Aus diesem Grund arbeiten Pflegefachkräfte im Schichtdienst, sowohl nachts als auch am Wochenende. Sie haben andere Arbeitszeiten als Arbeitnehmer*innen, die beispielsweise einen Bürojob ausüben. Ein gemeinsames Privatleben mit Partner*innen und Freund*innen ist schwerer planbar.
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Wie äußert sich Stress in der Pflege?
Zunächst einmal ist Stress nicht grundsätzlich negativ. Aufgrund freigesetzter Hormone wie Adrenalin und Cortisol erhöht Stress kurzzeitig die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Langanhaltender Stress jedoch gefährdet die Gesundheit.
Stress im Pflegealltag kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen. Zum Beispiel in Form von:
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
- hohem Blutdruck
- Schlaflosigkeit
Umso wichtiger, dass Pflegefachkräfte die Warnsignale ihres Körpers erkennen und ernst nehmen. Erste Symptome eines drohenden Burnouts sind beispielsweise Gleichgültigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Angstzustände.
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Stressbewältigung in der Pflege: 5 wertvolle Tipps von Pfleger*innen
Achtsamkeit
Das Kümmern um das eigene Wohlbefinden hilft, Stress in der Pflege vorzubeugen. Vor allem im Schichtdienst spielen ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung eine essenzielle Rolle für die Stressbewältigung in der Pflege. Wer beispielsweise vor Nachtdiensten ein wenig vorschläft und sich während der Schicht mit vorbereiteten Zwischenmahlzeiten verpflegt, hat mehr Energie. Empfehlenswert sind unter anderem Kartoffeln und Vollkorngetreide. Sie erhalten wichtige Mineralstoffe und Ballaststoffe. Äpfel, Bananen und anderes Obst lassen sich leicht transportieren und füllen den Vitaminspeicher wieder auf.
Körperlicher und seelischer Ausgleich
Auch ein privater Ausgleich zum beruflichen Stress ist für die Stressbewältigung in der Pflege sehr wichtig. Wie genau das aussehen kann, ist individuell verschieden. Was für den einen die Joggingrunde nach Feierabend ist, sind für den anderen eine Tasse Tee und ein gutes Buch. Wichtig ist, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, um den Stress im Pflegeberuf nicht in das private Umfeld zu übertragen.
Kommunikation
Pflegekräfte sollten stets die Gelegenheit haben, über ihren Stress im Pflegealltag sprechen zu können. Viele Arbeitgeber*innen bieten dazu eine Supervision an, in deren Rahmen Pflegende mit psychologischen Fachkräften zusammenkommen. Alternativ können sich Pflegefachkräfte anonym an die PSU-Helpline wenden. Auch ein regelmäßiger Austausch unter Kolleg*innen hilft, die zu reduzieren.
Entspannungstechniken
Wer in der Pflege arbeitet, sollte kurze Pausen zur bewussten Entspannung nutzen. Bereits einfache Atem- oder Dehnübungen sorgen für eine wirkungsvolle Auszeit vom Berufsalltag. Auch ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft kann neue Energie bringen.
Neue Arbeitsmodelle
Pflegekräfte, die unter dauerhaftem Stress leiden, können über einen Wechsel ihres Arbeitszeitmodells nachdenken. So lässt sich beispielsweise dank einer Mitarbeit in einem Flexi-Team der Beruf besser mit dem Privatleben vereinbaren. Auch der Wechsel in eine Intensivpflege-WG kann für Pflegefachkräfte eine attraktive Job-Option darstellen.
Übrigens: Bei IC Home 24, ein Tochterunternehmen von VitalAire Deutschland, bieten wir unseren Mitarbeiter*innen gleich beide Alternativen zum klassischen Schichtdienst an. Als Teil unserer Flexi-Teams unterstützt du bei Bedarf unsere Pflegekräfte vor Ort. Abgestimmt auf deine familiäre Situation bestimmst du selbst, wann und an welchen Tagen du arbeiten möchtest.
Oder du betreust Menschen mit hohem Pflegebedarf in einer unserer Intensivpflege-WGs. Du arbeitest wohnortnah und mit einer verlässlichen Dienstplangestaltung. Darüber hinaus fördern wir dein berufliches Vorankommen mit zahlreichen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Gleich weiter informieren: So sieht der Alltag in einer Intensivpflege-WG aus
Stressprävention in der Pflege
Verlässliche und gut strukturierte Dienstpläne sind ein erster Schritt, um die notwendige Versorgung abzudecken und Stress im Pflegealltag vorzubeugen. Sie sorgen für eine optimale Abdeckung der Arbeitsspitzen sowie ausreichende Pausenzeiten und helfen Pflegekräften dabei, ihre Freizeit und damit auch ihre Erholung zuverlässig zu planen.
Darüber hinaus spielt ein positives Arbeitsumfeld eine wichtige Rolle für die Stressprävention in der Pflege. Wer als Führungskraft jederzeit ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter hat und eine wertschätzende Kommunikation innerhalb des Teams anregt, trägt maßgeblich zu gesundheitsfördernden Arbeitsbedingungen bei.
Unterstützung durch professionelle Hilfe und gemeinschaftliche Aktivitäten
In einigen Fällen kann für Pflegekräfte dennoch die Inanspruchnahme professioneller Hilfe notwendig sein. Ein Zugang zu entsprechenden Beratungsdiensten oder therapeutischem Fachpersonal hilft, Stress in der Pflege frühzeitig abzubauen und vermittelt Pflegekräften das Gefühl, ernst genommen zu werden.
Als Tochterunternehmen von VitalAire Deutschland bietet IC Home 24 Pfleger*innen sowie deren Angehörigen aus diesem Grund kostenfreie (digitale) Angebote zur Stärkung der mentalen Gesundheit und individuellen Weiterentwicklung an. Alle Mitarbeitende von VitalAire Deutschland können sich damit für alle Lebenslagen Unterstützung holen.
Das Engagement von Pflegenden trägt ebenso zur Stressprävention bei. Regelmäßige Team-Abende fördern den internen Zusammenhalt. So lassen sich Sorgen und Probleme beispielsweise bei einem monatlich stattfindenden Abendessen häufig lösen, bevor sie zu Stress in der Pflege führen. Ein starkes Team mit Empathie hilft – sowohl bei der Stressprävention als auch im Berufsalltag.