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Story

Vom Helfen zum Kommerz?

Im Gespräch mit Antje, unserer Expertin für Therapiekonzepte zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie.

Antjes Job findet immer da statt, wo sich die Linien und Interessen kreuzen. Sie überblickt die Wechselwirkungen in unserem Gesundheitssystem und dann tut sie das, was sie am besten kann: Sie formuliert Argumente, sie erklärt, sie verhandelt, sie überzeugt. Antje sitzt nicht zwischen den Stühlen – eigentlich verbindet sie die Stühle durch einen perfekten Spagat.

Sie leitet den deutschlandweiten Vertrieb des komplexen Therapie-Konzeptes zur Behandlung der PAH. Expertise, Neugier und der unbedingte Wille, zu helfen, treiben sie an, denn „PAH ist eine sehr, sehr, sehr, sehr seltene Erkrankung. Und vieles daran ist noch unerforscht“, sagt sie.

„Aber wir schreiben hier echte Erfolgsgeschichten. Wir haben den jungen Vater, der gerade eben erst das erste Kind bekommen hat. Er bekommt die furchtbare Diagnose einer todbringenden Erkrankung. Diese Erkrankung ist nicht heilbar und er kann jetzt diese und jene Medikamente nehmen.

Und weil er auch Krankenpfleger ist, weiß er schon ganz genau, was das bedeutet. Und dann ruft der Chefarzt an und würde ihm gerne die Pumpe implantieren. Quasi als einzige, letzte Chance. Und alles muss sehr schnell gehen, weil er sonst noch nicht mal den ersten Geburtstag seines Kindes erlebt. Und das machen wir dann möglich.“

Antje ist eine hochkonzentrierte Frau mit hoher Auffassungsgabe. Ihr ganzes Berufsleben hat sie der Medizin in unterschiedlichen Formen gewidmet. Nach einer Ausbildung zur Krankenschwester, begann Antje ein Medizinstudium, um Ärztin zu werden. Vor dem Physikum entschied sie sich anders und nahm eine Stelle im Vertrieb bei VitalAire an. Und ihre 20-jährige Karriere im Unternehmen begann: „Meine lieben ärztlichen Kollegen und Freunde haben zu mir gesagt: Du bist von der Wissenschaft und vom Helfen zum Kommerz gewechselt.“

Aber genau diese Entscheidung hat sich Antje nicht leicht gemacht:

„Ich hab damals noch studiert, also keine Kohle. Auf der Pro-Seite für den Job stand vor allem auch die monetäre Freiheit. Es war ein Versuch. Und es war ein schwieriges erstes Jahr, in dem ich oftmals ans Aufgeben gedacht habe. Bevor ich dann irgendwann merkte, dass ich mich in den Betrieb einbringen kann. Und dass ich gehört werde. Das fand ich toll, da bin ich geblieben.“

Mittlerweile vertreibt Antje als Teil eines kleinen Teams ausgesuchter Fachleute das Therapie-Konzept für PAH. Das Konzept besteht aus einem eigenen Wirkstoff und einer Art Pumpe, die den Patient*innen in manchen Fällen implantiert wird und dann das Medikament kontinuierlich abgibt.

„Es ist ein intensiv-medizinisches Setting, was wir als Gesamtkonzept anbieten. Das heißt, es ist nicht so ein Quick-and-Dirty-Vertrieb. Ich geh da nicht mal kurz zu den Ärzt*innen, biete ne Pille an und bin dann wieder weg. Wir beraten und schulen die Ärzt*innen über mehrere Jahre, damit sie ihre Patient*innen bestmöglich therapieren können. Wir sind bereit, sofort und gleich und auch am Wochenende und auch manchmal zu unchristlichen Zeiten, manchmal auch über unsere Kräfte hinaus, zu agieren.“

„Im Prinzip ist PAH ein Umbau der kleinsten Gefäße in der Lunge, die sich durch unterschiedlichste Prozesse mannigfaltig verschließen können. Im Median stirbst du nach zweieinhalb Jahren durch eine PAH, die nicht behandelt wird. Die Ursachen sind vielfältig. Es gibt genetische Ursachen, Krankheiten, die mit einer PAH assoziiert sind, oder auch Medikamente oder unspezifische Substanzen, die eine PAH auslösen können. Und dann gibt es den ganz großen Teil, bei dem wir es nicht wissen.“

In Antjes Job, aber auch in ihrer Person verbinden sich die verschiedenen Bereiche des Gesundheitswesens. Geld und Empathie, Preise und Behandlung, Markt und Medizin. Das Schlimmste für sie ist, mit Apotheker*innen zu verhandeln, aber auf der anderen Seite ist das ein notwendiger Bestandteil ihrer Arbeit, die Menschen helfen soll. Und bei dem Stichwort Helfen kommen wir auf den Anfang zurück. Nachdem die Wissenschaft die Fakten geliefert und der Vertrieb den Preis geregelt hat, wird jetzt eine echte Lebensgeschichte umgeschrieben:

„Wir haben die Therapie möglich gemacht und es hat gewirkt. Mittlerweile hat der junge Vater den vierten Geburtstag seines Kindes miterleben können. Er kann zumindest 20 Stunden pro Woche wieder arbeiten und mit seinem Kind schwimmen gehen. Er ist weiterhin schwer krank, er ist eingeschränkt. Aber er sagt jeden Tag, dass diese Therapie ihm ein zweites Leben geschenkt hat.“

Antje spricht noch viel über die besonderen Umstände und Mechanismen ihrer Arbeit und das würde für 3 Stories unseres Blogs reichen. Das Schlusswort aber hat sie selbst, im Spagat zwischen den Stühlen, perfekt ausbalanciert:

„Rede ich mit Apotheker*innen auf der vertrieblichen Seite, ist nur der Preis heiß. Rede ich aber mit Ärzt*innen, zählen Qualität und das Kümmern und Supporten. Schlussendlich bringen wir den Patient*innen ein Stück weit Lebensqualität zurück. Das ist, was mir unglaublich viel bedeutet. Das ist meine Herzensangelegenheit.“