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COPD: Definition, Symptome und Behandlung

Rund 10 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, kurz COPD. Das sind mehr Menschen als von Asthma, Lungenentzündung und Lungenkrebs zusammen. Doch was genau verbirgt sich hinter COPD? Welche Symptome sind typisch für die Erkrankung und wie sieht eine COPD-Behandlung aus? In diesem Artikel fassen wir die wichtigsten Informationen zusammen.

Ältere Frau mit COPD bekommt Sauerstoff über einen Schlauch

Inhalt:

Was ist COPD?

Die Abkürzung COPD steht für „chronic obstructive pulmonary disease“ und bedeutet übersetzt in etwa „chronische Verengung der Atemwege“.

Es gibt zwei Hauptformen der COPD:

Chronisch-obstruktive Bronchitis

Eine chronische Bronchitis kann auftreten, wenn die Atemwege häufig Schadstoffen (z.B. Staub oder Tabakrauch) ausgesetzt sind. Diese legen sich auf die sogenannten Flimmerhärchen, die die Innenwand der Bronchien wie ein Teppich auskleiden.

Bei gesunden Menschen sind diese Flimmerhärchen beweglich und von einer dünnen Schleimschicht bedeckt. Schadstoffe bleiben auf den Härchen kleben, werden aus den Bronchien heraustransportiert und gelangen auf diese Weise nicht in die Lunge. Bei einer chronischen Bronchitis sind die Flimmerhärchen zerstört. Der Schleim kann nicht mehr abtransportiert werden und die Bronchien verstopfen.

Lungenemphysem

Das Lungenemphysem betrifft die Lungenbläschen, die sogenannten Alveolen. Eine gesunde Lunge verfügt über rund 300 Millionen Lungenbläschen mit einer Oberfläche von ca. 200 m². In diesen Lungenbläschen findet der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid statt.

Liegt ein Lungenemphysem vor, sind die Wände der Lungenbläschen zerstört. Statt vieler kleiner Bläschen bilden sich mehrere größere Blasen, was die Oberfläche der Lunge insgesamt verkleinert. Die Folge: Der Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft kann nicht mehr vollständig aufgenommen werden, der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt.

Welche Symptome treten bei einer COPD auf?

Die typischen COPD-Symptome werden als „AHA-Symptome“ bezeichnet:

  • Auswurf
  • Husten
  • Atemnot

Im Vordergrund steht zunächst ein hartnäckiger Husten. Er tritt überwiegend ausschließlich morgens auf und wird mit der Zeit immer häufiger und intensiver. Im weiteren Krankheitsverlauf wird der Husten von einem verfärbten und/oder eitrigen Auswurf begleitet.

Bei Betroffenen mit Lungenemphysem ist der sogenannte Fassthorax eines der typischen COPD-Symptome. Bei einem Fassthorax nimmt der Brustkorb eine fassähnliche Form an, die vorderen Rippen verlaufen fast horizontal. Grund hierfür ist eine starke Zunahme der Lungengröße, bedingt durch die in der Lunge eingeschlossenen Luft.

Zu Beginn einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung treten die Symptome zunächst nur bei starker körperlicher Belastung auf. Später nehmen die Beschwerden auch bei einfachen Alltagstätigkeiten – beispielsweise beim langsamen Gehen – zu. Im fortgeschrittenen Stadium einer COPD sind die Organe aufgrund der dauerhaften Sauerstoff-Unterversorgung bereits verändert. Betroffene bemerken eine deutlich verringerte Belastbarkeit. Die COPD-Symptome halten auch im Ruhezustand an und sind häufig so stark, dass Erkrankte Schwierigkeiten haben, einfache Alltagstätigkeiten beschwerdefrei auszuführen.

Zum typischen Krankheitsbild einer COPD gehört eine plötzliche Verschlechterung der Symptome. Geht diese Verschlechterung über das übliche Maß hinaus und hält sie mindestens zwei Tage lang an, sprechen Fachleute von einer Exazerbation. Dabei treten die bisherigen COPD-Symptome verstärkter und länger auf als sonst, zusätzlich kann es zu Fieber kommen. 

Wie wird eine COPD-Diagnose gestellt?

Zu Beginn wird eine COPD-Erkrankung oftmals nicht erkannt. Insbesondere Personen, die rauchen, halten die COPD-Symptome häufig zunächst für einen vermeintlich harmlosen Raucherhusten.

Um eine COPD zu erkennen, werden verschiedene Testverfahren angewandt. Im ersten Schritt findet ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) zu Beschwerden und der Krankengeschichte statt. Anschließend werden Körper und Atmung auf Auffälligkeiten untersucht.

Weist das Krankheitsbild auf eine COPD hin, folgen weitere spezielle Untersuchungen. Dazu zählen neben einer Blutgasanalyse auch eine Spirometrie (kleiner Lungenfunktionstest) bzw. eine Ganzkörper-Plethysmographie (großer Lungenfunktionstest). Bildgebende Verfahren – wie z.B. ein Röntgen-Thorax oder eine Computertomografie – helfen, andere Erkrankungen wie Asthma oder Lungenkrebs auszuschließen.

COPD-Stadien: Die Einteilung in GOLD-Klassen

Eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung wird nach den Kriterien der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (kurz: GOLD) in vier COPD-Stadien eingeteilt. Maßgeblich dafür sind zwei Werte:

  • die „Einsekundenluft“ (forced expiratory volume, FEV1): Dieser Begriff bezeichnet die größtmögliche Menge an Luft, die Betroffene innerhalb einer Sekunde mit so viel Anstrengung wie möglich ausatmen können
  • die Luftmenge, die nach tiefem Einatmen mit maximaler Geschwindigkeit ausgeatmet werden kann (forced vital capacity, FVC)

Bei gesunden Menschen beträgt das Verhältnis von FEV1 zu FVC in der Regel mehr als 0,75 (75 Prozent). Bei Erkrankten mit COPD ist der Wert niedriger.

Die Diagnose COPD erfolgt, sofern der FEV1-Wert weniger als 70 Prozent des FVC beträgt. Das COPD-Stadium wird anschließend über das Verhältnis des gemessenen FEV1-Werts zum Sollwert bestimmt. Letzterer hängt vom Alter und der Körpergröße der betroffenen Person ab.

GOLD-Klasse FEV1
I – leichte COPD > 80 Prozent Soll
II – mittlere COPD 50 bis 79 Prozent Soll
III – schwere COPD 30 bis 49 Prozent Soll
IV – sehr schwere COPD < 30 Prozent Soll

Unabhängig von der Einteilung in die COPD-Stadien der GOLD-Klasse werden Betroffene in sogenannte ABCD-Gruppen einteilt. Diese Einteilung orientiert sich am konkreten Ausmaß der auftretenden Beschwerden sowie an der Häufigkeit der akuten Verschlechterungen (Exazerbationen).

 

Gruppe Definition
A 0 bis 1  Exazerbationen im letzten Jahr, geringe Symptome
B 0 bis 1  Exazerbationen im letzten Jahr, ausgeprägte Symptome
C mind. 2  Exazerbationen im letzten Jahr, geringe Symptome
D mind. 2  Exazerbationen im letzten Jahr, ausgeprägte Symptome

Ein Beispiel: Ein*e Patient*in mit schlechter Lungenfunktion (FEV1 < 30 Prozent/Soll), ausgeprägten Symptomen und mehr als zwei Exazerbationen im letzten Jahr befindet sich im COPD-Stadium IV-D. Ein weiterer Patient mit gleicher Lungenfunktion und gleichen COPD-Symptomen, aber nur einer Exazerbation im letzten Jahr hat den Schweregrad IV-B.

COPD: Ursachen und Risikofaktoren

Rauchen ist die Hauptursache für eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung. Etwa 9 von 10 Betroffenen rauchen oder haben früher geraucht. Zudem verstärkt das Rauchen die COPD-Symptome und lässt die Krankheit schneller voranschreiten.

Seltener wird eine COPD durch das Einatmen von Feinstaubpartikeln über einen langen Zeitraum ausgelöst. Derartige Partikel entstehen beispielsweise durch Abgase im Straßenverkehr und Verbrennungsprozesse in der Industrie. Gefährdet sind vor allem Berufstätige im Bergbau, aber auch Arbeitnehmende, die regelmäßig mit quarzhaltigen Stäuben, Getreidestäuben oder Mineralfasern arbeiten.

Weitere Risikofaktoren für eine COPD

  • Veränderte Immunabwehr: Betroffene haben zu wenig Antikörper im Blut und sind überdurchschnittlich anfällig für Infekte.
  • Vererbter Mangel an Alpha-1-Antitrypsin: Das Protein hemmt ein Enzym, welches das elastische Lungengewebe zerstört. Liegt ein Mangel vor, kommt es zu einer zunehmenden Zerstörung der Lungenbläschen, die ein Lungenemphysem auslösen kann.
  • Passivrauchen: Wer den Rauch anderer Personen einatmet, ist stärker gefährdet, eine COPD zu entwickeln.
  • Häufige Atemwegsinfekte als Kind: Bei Kindern können häufige Atemwegsinfekte in jungen Jahren die Entwicklung der Lungenfunktion beeinträchtigen und die spätere Entwicklung einer COPD begünstigen.

COPD: Vorbeugen, Früherkennung und Prognose

Die Tabakentwöhnung ist die wirksamste Maßnahme, um einer COPD vorzubeugen und das Voranschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Erkrankte, die trotz COPD weiterhin rauchen, verlieren pro Jahr etwa doppelt so viel ihrer Lungenfunktion wie Erkrankte, die mit dem Rauchen aufgehört haben.

Da auch das Einatmen von Schadstoffen – insbesondere am Arbeitsplatz – eine COPD begünstigt, ist es sinnvoll, entsprechende Maßnahmen vorzunehmen. Dazu zählt zum einen das Tragen einer Feinstaub-Maske, zum anderen das strenge Einhalten der gesetzlich vorgegebenen Arbeitsschutzmaßnahmen der jeweiligen Branche.

Früherkennung

Nur ein geringer Teil von COPD-Erkrankten verstirbt tatsächlich an Lungenversagen. Die weitaus häufigere Todesursache ist ein Herzschlag, der oftmals nach einer rapiden Verschlechterung der Erkrankung erfolgt. Entsprechend wichtig ist eine Früherkennung, um das Herzinfarktrisiko durch eine gezielte Behandlung der COPD zu reduzieren.

Regelmäßige Kontrolltermine in der Hausarztpraxis helfen, eine COPD frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus können Personen, die bei sich eine COPD vermuten, ihre Lungenfunktion mithilfe eines sogenannten Peak-Flow-Meters selbst messen. Dabei handelt es sich um ein kleines Gerät mit Mundstück, das die maximale Geschwindigkeit der ausgeatmeten Luft misst. Zwar liefert eine solche Messung lediglich eine Momentaufnahme, regelmäßig verringerte Werte legen jedoch die Notwendigkeit eines Praxisbesuchs nahe und können dabei helfen, eine COPD rechtzeitig zu diagnostizieren.

Prognose

Eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung ist nicht heilbar. Allerdings lässt sich die Prognose mit einer optimalen Therapie und einem konsequenten Selbstmanagement deutlich verbessern.

Die Lebenserwartung mit einer COPD ist unter anderem abhängig von der bereits erwähnten „Einsekundenluft“ (FEV1). Der Sollwert bei einem gesunden 50-jährigen Mann liegt bei ca. 4 Litern. Eine COPD verringert den Wert um rund 30 ml pro Jahr. Betroffene, die rauchen, büßen jährlich sogar etwa 90 ml ihrer Lungenfunktion ein. Je nach verbleibendem FEV1-Wert wird die Lebenserwartung bei COPD wie folgt geschätzt:

  • FEV1 > 1,25 Liter = 10 Jahre
  • FEV1 0,75 bis 1,25 Liter = 5 Jahre
  • FEV1 < 0,75 Liter = 3 Jahre

Im Durchschnitt verringert sich die Lebenserwartung mit COPD um 5 bis 7 Jahre. 

Wie sieht die Behandlung einer COPD aus?

Ziel der Behandlung einer COPD ist es, die Symptome und Beschwerden zu lindern und Betroffenen das Alltagsleben zu erleichtern. Um diese Ziele zu erreichen, stehen verschiedene medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung.

Für rauchende Erkrankte ist ein sofortiger Rauchstopp die wichtigste therapeutische Maßnahme. Nur so wird die weitere Zerstörung der Lunge gebremst.

Tipps für den Umgang mit Entzugserscheinungen findet man auf dem Informationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Bei fortgeschrittener Erkrankung hat sich eine Sauerstofftherapie etabliert. Dabei wird durch Zumischung von reinem Sauerstoff der Sauerstoffgehalt der Einatemluft angehoben. Das sorgt für eine bessere Sauerstoffversorgung der Lunge, lindert die Beschwerden und kann die Lebenserwartung der betroffenen Person verlängern.

In besonders schweren Fällen einer COPD führt eine außerklinische Beatmung zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik. Diese kann – in enger Absprache mit Pflegediensten und -einrichtungen – in den eigenen vier Wänden des Betroffenen stattfinden.

Führen die nicht-medikamentösen Maßnahmen nicht zu einer ausreichenden Linderung, sind Medikamente ein wichtiger Bestandteil der COPD-Behandlung. Dazu zählen:

  • atemwegserweiternde Mittel: werden meist als Pulver oder Spray inhaliert, erleichtern das Atmen
  • Phosphodieterase-4-Hemmer: hemmen die Atemwegsentzündungen
  • Kortison: bei starken Beschwerden, wirkt entzündungshemmend
  • Antibiotika: zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten

Das Selbstmanagement : COPD-Maßnahmen für zu Hause

Wer an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung leidet, kann durch die Änderung des Lebensstiles maßgeblich zur eigenen Rehabilitation beitragen.

  • ausreichend Bewegung
  • gesunde Ernährung
  • Atemübungen
  • Lungensport

Hier sollte vor allem eine lungengesunde Ernährung im Vordergrund stehen. Bei vielen Menschen mit COPD ist der Nährstoffbedarf aufgrund der erschwerten Atmung höher. Das gezielte Zuführen von Ballaststoffen, Vitaminen und Spurenelementen wirkt sich positiv auf die Regeneration der Lunge aus.

Darüber hinaus können spezielle Atemübungen die COPD-Therapie unterstützen. Häufig wird Patient*innen auch die Teilnahme an einem Lungensport-Programm empfohlen. Dabei werden Atemtechniken vermittelt, welche die Belüftung der Lunge und damit die Sauerstoffversorgung verbessern. Auch das richtige Abhusten des COPD-typischen Auswurfs wird im Rahmen eines Lungensport-Programmes erlernt.

Entsprechende Lungensportgruppen gibt es in ganz Deutschland. Nutze hierfür das Lungensportregister der Arbeitsgemeinschaft Lungensport in Deutschland e.V.

*Hinweis: Der Artikel stellt keinen medizinischen Rat dar und dient ausschließlich zur neutralen Information von Interessierten. Bei Verdacht auf eine Erkrankung oder bei Fragen wende dich bitte an medizinisches Fachpersonal.*