Lungenfibrose: Das sind die Symptome und Behandlungsoptionen
Einen Lungenfibrose entwickelt sich „stumm“ und führt erst im späteren Verlauf zu merklichen Beschwerden. Daher ist es wichtig zu wissen, welche Ursachen und Therapieformen es gibt und wie Betroffene ihren Alltag bestmöglich meistern können. Wir fassen die relevanten Informationen zusammen.
In diesem Beitrag:
Was ist eine Lungenfibrose?
Der Begriff „Fibrose“ (lat. Fibra = Faser) bezeichnet allgemein die Vermehrung von Bindegewebsfasern. Bei einer Lungenfibrose kommt es zu einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes zwischen den Lungenbläschen und den umgebenden Blutgefäßen. Im Normalfall sind diese von gesundem Gewebe umgeben, das wie ein stützendes Gerüst funktioniert. Bei einer Lungenfibrose jedoch verhärtet und vernarbt es sich, wodurch der Gasaustausch in der Lunge eingeschränkt wird. Es kommt zu Sauerstoffmangel im Blut.
Die Lungenfibrose ist eine chronische Erkrankung. Schreitet sie fort, wird immer mehr Organgewebe durch funktionsloses, vernarbtes Gewebe ersetzt. Die Lunge verliert an Elastizität und versteift, was letztendlich zu Beeinträchtigungen der Atembewegung und damit der Atmung selbst führt.
Welche Formen von Lungenfibrose gibt es?
Die Bezeichnungen „Lungenfibrose“ fasst über 200 Krankheitsbilder einer interstitiellen Lungenerkrankung (kurz: ILD) zusammen. Diese werden in vier Kategorien unterteilt:
- idiopathische Lungenfibrosen
- Sekundäre Lungenfibrosen mit bekannter Ursache, beispielsweise aufgrund einer Medikamenteneinnahme
- granulomatöse Lungenfibrosen
- andere, meist sehr seltene Formen der Lungenfibrose
Zu den besonders häufigen Formen der Lungenfibrose zählen:
Idiopathische Lungenfibrose
Die idiopathische Lungenfibrose (kurz: IPF) ist eine besonders aggressive Form. Sie lässt sich nicht auf eine bestimmte Ursache zurückführen und hat unter allen Formen der Lungenfibrose die schlechteste Prognose. Kennzeichnend für eine IPF ist ein besonders rasches Voranschreiten der Krankheit. Sie geht einher mit einer Vernarbung des funktionsfähigen Lungengewebes.
Sekundäre Lungenfibrose
Die exogen-allergische Alveolitis
Die exogen-allergische Alveolitis (kurz: EAA) gehört zu den sekundären Lungenfibrosen. Das bedeutet, dass die Entstehung der Lungenfibrose auf einen Auslöser zurückzuführen ist. Die EAA ist eine allergische Reaktion der Lunge auf eingeatmete Substanzen. Dabei kann es sich beispielsweise um Mikroorganismen (Pilze, Bakterien) oder um Chemikalien handeln. Durch eine konsequente Vermeidung des Kontakts zu den Allergie-Auslösern klingen die Symptome binnen weniger Tage ab.
Die Silikose
Die sogenannte Silikose (auch: Quarzstaublunge) ist die häufigste Staubinhalationskrankheit. Sie betrifft vorwiegend Personen, die beruflich mit Silikatstäuben in Kontakt kommen, beispielsweise Steinbrucharbeiter*innen oder Beschäftigte der Glasindustrie. Die Staubkristalle dringen in die Lungenbläschen ein und führen dort zu einem Absterben von Immunzellen. Dieses wiederum löst eine Entzündungsreaktion der Lunge aus, welche die Bindegewebszellen zum Wachstum anregt. Die Folge: Eine Vernarbung des Lungengewebes mit Einschränkung der Lungenfunktion.
Die Sarkoidose
Bei einer Sarkoidose treten kleine Knötchen im Bindegewebe der Lunge auf, sogenannte Granulome, die die Lungenfunktion beeinträchtigen. Diese Form der Lungenfibrose heilt häufig ohne Therapie spontan aus, erst in fortgeschrittenen Stadien kann es zu dauerhaften Lungenschäden kommen.
Symptome der Lungenfibrose
In vielen Fällen verursacht eine Lungenfibrose über Jahre hinweg keine Symptome. Erst wenn sich eine gewisse Menge Bindegewebe gebildet hat, fühlen sich Betroffene eingeschränkt. Zum Beispiel, dass sie beim Sport oder anderen körperlichen Anstrengungen nicht ausreichend Luft bekommen. Schreitet die Erkrankung weiter fort, tritt die Luftnot vermehrt auch im Ruhezustand auf.
Weitere Symptome einer Lungenfibrose sind:
- trockener Reizhusten
- Anstrengung bei der Atmung
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Veränderung der Hände (Uhrglasnägel, Trommelschlegelfinger)
Info: Uhrglasnägel zeichnen sich durch eine verstärkte Krümmung der Nägel aus, die wie ein Uhrglas aussieht. Trommelschlegelfinger zeigen eine Verdickung der Fingerendglieder, die an Trommelschlegel erinnern.
Ursachen und Risikofaktoren von Lungenfibrose
Eine Lungenfibrose kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Sie reichen von der Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. im Rahmen einer Chemotherapie) oder dem Einatmen von schädlichen Substanzen (z.B. Asbest) über Autoimmunerkrankung (z.B. Sarkoidose) bis hin zu Infektion (z.B. Tuberkulose). Bei der Hälfte aller Betroffenen lässt sich jedoch keine Ursache für die Erkrankung feststellen. Dann spricht man von einer idiopathischen Lungenfibrose.
Rauchen kann die Entstehung einer Lungenfibrose begünstigen. Darüber hinaus sind Personen gefährdet, eine Lungenfibrose zu entwickeln, die am Arbeitsplatz einer erhöhten Schadstoffbelastung ausgesetzt sind.
Diagnose einer Lungenfibrose
Wer unter regelmäßiger und anhaltender Atemnot leidet, sollte sich zeitnah in ärztliche Behandlung begeben. Eine einhergehen. Wie stark diese ausgeprägt ist, hängt von der Form der Lungenfibrose sowie maßgeblich vom Zeitpunkt der Diagnose und damit vom Behandlungsbeginn ab.
Die Diagnose startet mit einer ausführlichen Anamnese, um die aktuelle und frühere Krankheitsgeschichte der betroffenen Person festzustellen. Informationen über die Häufigkeit und das Ausmaß der Beschwerden geben Ärzt*innen wichtige Hinweise auf eine mögliche Lungenfibrose.
Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung. Im Fokus steht die Lungenfunktion. Zusätzlich wird mit einer Blutgasanalyse der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Eine Röntgenaufnahme kann Aufschluss über etwaige Veränderungen der Lunge geben.
Besteht der Verdacht auf eine Lungenfibrose, erfolgt in der Regel eine Computertomographie (kurz: CT). Hierbei werden im Krankheitsfall die typischen Merkmale einer Lungenfibrose sichtbar.
Behandlung einer Lungenfibrose
Eine Lungenfibrose ist nicht heilbar, da die Versteifungen und Vernarbungen des Gewebes nicht rückgängig gemacht werden können. Allerdings lässt sich das Fortschreiten der Krankheit verzögern oder sogar stoppen.
Möglich ist dies durch eine medikamentöse Therapie.
Medikamente bei Lungenfibrose
In Deutschland sind derzeit drei Medikamente zur Behandlung einer Lungenfibrose zugelassen:
- Glukokortikoide wirken entzündungshemmend und dämmen allergische Reaktionen ein.
- Pirfenidon und Nintedanib hemmen das Wachstum des Bindegewebes und wirken entzündungshemmend
Darüber hinaus wird eine Lungenfibrose symptomatisch behandelt, beispielsweise mithilfe einer Langzeitsauerstofftherapie (LTOT). Patient*innen erhalten täglich über mindestens 15 Stunden zusätzlich Sauerstoff. Auf diese Weise wird der Sauerstoffgehalt des Blutes gesteigert und die körperliche Leistungsfähigkeit erhöht. Bei weit fortgeschrittener Lungenfibrose kann eine Beatmungstherapie in Erwägung gezogen werden.
Weiterführende Informationen: Alles zur Sauerstofftherapie
Lungenrehabilitation
Auch eine Lungenrehabilitation ist empfehlenswert. Ein solches Programm besteht aus verschiedenen Komponenten, beispielsweise Aerobic, Atemübungen, einer Ernährungsberatung sowie einer psychosozialen Betreuung. Diese Kombination hilft, die Symptome einer Lungenfibrose zu lindern und die Lebensqualität der Patient*innen zu verbessern.
Lungentransplantation
Ist der Verlauf einer Lungenfibrose mit den oben genannten Maßnahmen nicht zu beeinflussen, stellt eine Lungentransplantation die letzte therapeutische Behandlungsmöglichkeit dar. Allerdings müssen Betroffene strenge Kriterien erfüllen, um für eine Transplantation in Frage zu kommen:
- Altersgrenze: ca. 65 Jahre
- ausreichender Ernährungszustand
- Ausschluss von Funktionsstörungen anderer Organe
- ausreichendes Potential zur Rehabilitation
- kein Nikotin- oder Alkoholmissbrauch
Leben mit Lungenfibrose: Tipps für den Alltag
Das Leben mit einer Lungenfibrose fordert die Betroffene körperlich und mental. Aus diesem Grund ist es wichtig, bereits früh das emotionale Wohlbefinden zu stärken. Patient*innen sollten mit Familien und Freunden offen über ihre Erkrankung sprechen. Das nimmt zum einen Last von den eigenen Schultern, zum anderen wissen Außenstehende etwaige Krankheitsschübe besser einzuschätzen. Wertvolle Unterstützung leisten Selbsthilfegruppen, bei denen Erkrankte im vertraulichen Rahmen über ihre Sorgen und Ängste sprechen können. Eine Übersicht über die deutschlandweiten Selbsthilfegruppen für Lungenfibrose bietet die Homepage des Lungenfibrose e.V.
Ebenfalls wichtig: eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Dies gilt insbesondere bei einer Lungenfibrose, da diese häufig mit Appetitlosigkeit und daher mit einem Gewichtsverlust einhergeht. Besonders relevant ist die ausreichende Zufuhr von Eiweißen, Kohlenhydraten, essentiellen Fetten sowie Vitaminen und Mineralstoffen. Detaillierte Informationen finden Sie in unserem Beitrag zur lungengesunden Ernährung.
Der Artikel stellt keinen medizinischen Rat dar und dient ausschließlich zur neutralen Information von Interessierten. Bei Verdacht auf eine Erkrankung oder bei Fragen wende dich bitte an medizinisches Fachpersonal.